30.10.2015

Insekten – Lebensmittel der Zukunft?

Was derzeit noch Befremden oder Ekel auslöst, könnte eines Tages ein gewohnter Anblick auf europäischen Tellern sein: Die EU beschäftigt sich zunehmend mit der aufkommenden Bedeutung von Insekten als Lebensmittel. Dies hat weniger mit der Innovationskraft der hiesigen Lebensmittelindustrie zu tun, sondern zeugt vielmehr von einer nüchternen Anerkennung globaler Konsum- und Bedarfsrealitäten.

Der Verzehr von Insekten und anderen Gliederfüßern wie Skorpionen und Spinnen gehört für den Großteil der Weltbevölkerung bereits seit Jahrhunderten zum Alltag. Für geschätzt 2 Milliarden Menschen speziell in Asien und der südlichen Hemisphäre stehen Insekten häufig auf dem Speiseplan.

Fotolia 21553893 XSDie Welternährungsorganisation FAO hat bereits ein umfangreiches Papier zu essbaren Insekten veröffentlicht. Hier weist sie auf den positiven Beitrag hin, den Insekten zu Nahrungssicherheit, Lebensunterhalt und Umwelt leisten können. Eine Studie der Universität Wageningen kam im Jahr 2011 zu dem Schluss, dass Mehlwürmer 10 bis 100 mal weniger Treibhausgase pro Kilogramm Wachstum produzieren als Schweine. Auch setzen Insekten ihre Nahrung direkter, also schneller in Fleisch um als Säugetiere.

Nachdem bereits drei EU-Mitgliedsstaaten (Belgien, Frankreich, Niederlande) auf nationaler Ebene Risikobewertungen zu Insekten als Lebens- oder Futtermittel erstellt haben, hat nun auch die Europäische Kommission die EFSA mit der Erstellung eines Risikoprofils beauftragt. Diese schätzt auf Basis wissenschaftlicher Veröffentlichungen das mikrobiologische Gefahrenpotenzial, das Auftreten von Prionen sowie das Risiko für die Umwelt als vergleichbar mit dem anderer nicht-verarbeiteter Proteinquellen bzw. Tierproduktionssysteme ein.

Zu den möglichen Problemen, die im Zusammenhang mit einer industriellen Insektenproduktion diskutiert werden, gehören unbekannte Infektionskrankheiten, die die auf engen Flächen angesiedelten Zuchtpopulationen befallen können, und der damit einhergehende Einsatz von Arzneimitteln.  Hierzu und auch zur Frage, inwieweit chemische Schadstoffe vom Substrat auf die Insekten übergehen können, liegen laut der EFSA nicht genug Daten vor.

Den ausführlichen Bericht der EFSA finden Sie hier.