Fipronil-Verteilung in Ei: Umrechnungsfaktoren für die Praxis

Im August 2017 machte das Insektizid Fipronil Schlagzeilen in Europa. Die Fipronilbelastung von Eiern wurde erstmals von Belgien im europäischen RASFF-Portal gemeldet. Hierbei wurden Fipronilgehalte zwischen 0,0031 und 1,2 mg/kg gemessen. Der für Eier zulässige Rückstandshöchstgehalt liegt jedoch bei 0,005 mg/kg bezogen auf die Summe aus Fipronil und dessen Metaboliten Fipronil-sulfon. Darüber hinaus liegen Analysengehalte für Hühnerfleisch in Höhe von 0,0015 bis 0,0156 mg/kg vor (siehe Stellungnahme Nr. 016/2017 des BfR vom 30. Juli 2017).

Der Fipronil-Skandal hat nicht nur für Handel und Verbraucher Folgen, sondern auch für  Hersteller von Lebensmitteln, die Ei als Zutat enthalten. Hierbei handelt es sich jedoch oft um verarbeitete Eiprodukte, deren lebensmittelrechtliche Beurteilung die Anwendung mehrerer Umrechnungsfaktoren erforderlich macht, um Rückschlüsse auf den Fipronilgehalt im unverarbeiteten, frischen Vollei zu ermöglichen.

Der Großteil aller Fipronil-Rückstände befindet sich im Eigelb

Im Rahmen der EU-Wirkstoffprüfung von Fipronil gemäß Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 wurde durch die Behörden des berichterstattenden Mitgliedsstaates (Frankreich) eine durch den Hersteller eingereichte Metabolismusstudie in Legehennen1 bewertet. Die Bewertung ist im Draft Assessment Report (DAR) Volume 3, Annex B-7 part 2, S. 393 ff. enthalten, den Sie hier abrufen können.

Aus den Ergebnissen der Studie geht eindeutig hervor, dass

  • Fipronil in Legehennen nahezu vollständig zu seinem Sulfonmetaboliten verstoffwechselt wird,
  • sich die Fipronil-Rückstände im Ei unabhängig von der Dosis und der Dauer der Gabe zu ca. 95 % im Dotter befinden.

Das aktuelle Rechenmodell der deutschen Überwachungsbehörden (BfR/BVL) basiert auf der oben genannten Metabolismusstudie und auf der Worst-Case-Annahme, dass Fipronil sich zu 90 % im Eidotter anreichert und bis zu 10 % im Eiklar verbleiben können. Mit einem Eigelbanteil am Vollei von 32 % ergeben sich folgende Faktoren für die Umrechnung des Fipronil-Gehaltes von flüssigem Eigelb bzw. Eiklar auf Vollei:

  • Eigelb: 32 % ÷ 90 % = 0,36
  • Eiklar: 68 % ÷ 10 % = 6,8

 

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Umrechnung von Fipronil-Gehalten in Trockenei auf Flüssigvollei

Für getrocknete Produkte gelten unter Berücksichtigung des jeweiligen Trockenmasseanteils2 (TMA) folgende Faktoren für die Umrechnung des Fipronilgehaltes vom Trockenprodukt auf das flüssige Vollei:

  • Volleipulver: Verteilung ÷ (TMAVolleipulver 93,9 % ÷ TMAVollei frisch 25,3 %) = 1,0 ÷ 3,71 = 0,27

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  • Eigelbpulver: Verteilung ÷ (TMAEigelbpulver 96,6 % ÷ TMAEigelb frisch 50,0 %) = 0,36 ÷ 1,93 = 0,19

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  • Eiklarpulver: Verteilung ÷ (TMAEiklarpulver 91,0 % ÷ TMAEiklar frisch 12,7 %) = 6,8 ÷ 7,17 = 0,95

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Fipronil-Befunde in verschiedenen Eiprodukten und deren Umrechnung auf Flüssigvollei

Nachfolgend finden Sie einige praxisrelevante Rechenbeispiele ausgehend von einem exemplarischen Fipronil-Befund in Höhe von 0,010 mg/kg. Je nach Art der Eimatrix können nach aktueller Datenlage die oben dargestellten Umrechnungsfaktoren herangezogen werden, um eine Hochrechnung auf flüssiges Vollei (Frischei) und damit eine Beurteilung der Probe in Bezug auf den zulässigen Rückstandshöchstgehalt zu ermöglichen.

  • Eigelb, frisch: 0,005 mg/kg entsprechen ca.: 0,010 mg/kg × 0,36 = 0,0036 mg/kg Vollei
  • Eiklar, frisch: 0,005 mg/kg entsprechen ca.: 0,010 mg/kg × 6,8 = 0,068 mg/kg Vollei
  • Volleipulver: 0,005 mg/kg entsprechen ca.: 0,010 mg/kg × 0,27 = 0,0027 mg/kg Frischei
  • Eigelbpulver: 0,005 mg/kg entsprechen ca.: 0,010 mg/kg × 0,19 = 0,0019 mg/kg Frischei
  • Eiklarpulver: 0,005 mg/kg entsprechen ca.: 0,010 mg/kg × 0,95 = 0,0095 mg/kg Frischei

Von den aufgelisteten Beispielen sind lediglich die Fipronil-Befunde in frischem bzw. getrocknetem Eiklar als Überschreitung des Rückstandshöchstgehaltes von 0,005 mg/kg Vollei zu bewerten.

Merkblatt mit Umrechnungsfaktoren für Fipronil in Ei

Fipronil Verteilung in Ei thumbZur besseren Übersicht haben wir ein leicht verständliches Merkblatt für Sie erstellt, das die Verteilungs- und Umrechnungsfaktoren in einer übersichtlichen grafischen Darstellung erklärt. Klicken Sie einfach auf die Miniaturansicht, um zum PDF-Download zu gelangen.

 

 

 

 

 

 

 

1 Steward, F.P. 1994a. Revised final report: (14C)-M&B 46030: Distribution, metabolism and excretion following multiple oral administration to the laying hen. Hazleton Europe, report reference HE/68/120R-1011.

2 Daten für Trockenmasseanteile aus: Souci Fachmann Kraut, Onlinedatenbank, Stand 06.08.2017, https://www.sfk.online