Lösemittel

Lösemittel bzw. Lösungsmittel sind Flüssigkeiten, die andere Stoffe lösen können, ohne sie dabei chemisch zu verändern. Wenngleich Wasser gemäß dieser Definition das gebräuchlichste Lösemittel ist, fasst man unter dem Oberbegriff in der Regel eine Vielzahl anderer industriell genutzter, meist organischer (also kohlenwasserstoffhaltiger) Substanzen zusammen, die darüber hinaus jedoch keiner definierten Stoffgruppe angehören. So kommen unter anderem verschiedenste Alkohole und Ether sowie aliphatische, aromatische oder halogenierte Kohlenwasserstoffe als Lösemittel zum Einsatz.

LösemittelDie Anwendungsgebiete als Hilfsmittel reichen von der Produktion von Lacken, Farben und Klebstoffen bis hin zur Gummi-, Textil- oder Reinigungs-/Haushaltsmittelindustrie. Da die meisten Lösemittel leicht flüchtig sind, verdunsten sie innerhalb weniger Stunden oder Tage. Beim Umgang mit ihnen müssen daher Vorschriften zur Emission in die Umwelt sowie zum Arbeitsschutz (Belüftung, Schutzkleidung etc.) beachtet werden.

Lösemittel in Lebensmitteln

In der Lebensmittelherstellung ist die Migrierfähigkeit von in Bedarfsgegenständen eingesetzten Lösemitteln problematisch, also z. B. der Übergang aus der Verpackung in das Lebensmittel. In Verpackungsmaterial, aber auch anderen Bedarfsgegenständen kommen Lösemittel oft als Bestandteile von Beschichtungen (Coatings) zum Einsatz, da mit ihrer Hilfe die Bindemittelkomponenten in eine fließfähige, verarbeitbare Form überführt werden.

Direkte Anwendung als Lebensmittelzusatzstoffe finden sogenannte Trägerlösemittel, die die Einarbeitung anderer Zusatzstoffe in ein Lebensmittel erleichtern. Dazu zählen z. B. 1,2-Propandiol (Propylenglycol), das als E 1520 ausschließlich für Kaugummi und Aromen zugelassen ist, oder das für Aromen und Eiklarpulver zugelassene Triethylcitrat (E 1505).

Darüber hinaus werden für Extraktionsprozesse zur Gewinnung oder Entfernung bestimmter Substanzen wie natürlicher Aromen aus einem Lebensmittel sogenannte Extraktionslösemittel benötigt. Obwohl diese in Restkonzentrationen im Produkt enthalten sein können, ist eine Deklaration nicht erforderlich. So werden Koffein, Bitterstoffe und Reizstoffe mittels Dichlormethan aus Kaffee (zulässiger Restgehalt 2 mg/kg) oder Tee (5 mg/kg) verwendet. Der zulässige Restgehalt in Aromen liegt bei 0,02 mg/kg. Hexan wird als Extraktionsmittel zur Gewinnung von Speiseölen, Kakaobutter und Aromen sowie bei der Herstellung von entfetteten Eiweißprodukten verwendet. Alle zulässigen Extraktionslösemittel und ihre maximalen Restgehalte sind in der „Technische Hilfsstoff-Verordnung“ (THV) geregelt, mit der die Richtlinie 88/344/EWG in deutsches Recht umgesetzt wurde.

Benzol in Erfrischungsgetränken

In jüngerer Vergangenheit waren Funde des krebserregenden Lösemittels Benzol in nichtalkoholischen Erfrischungsgetränken bekanntgeworden. Bereits 2005 hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung in einer Stellungnahme darauf hingewiesen, dass der Konservierungsstoff Benzoesäure (E 210) in Gegenwart von Ascorbinsäure (E 300, Vitamin C) unter Umständen zu Benzol umgewandelt werden kann. Einen Grenzwert für Benzol in Getränken gibt es derzeit nicht. In der Trinkwasserverordnung ist ein zulässiger Höchstwert von 1 µg/l angegeben, der bei Untersuchungen im Auftrag eines TV-Magazins von einigen Erfrischungsgetränken überschritten wurde. Bei der Beurteilung des resultierenden Gefahrenpotenzials muss jedoch die ohnehin unvermeidbare Benzol-Belastung aus anderen Quellen berücksichtigt werden. Laut einer Gegendarstellung der Getränkeindustrie z. B. nimmt jeder Mensch täglich mehrere hundert Mikrogramm Benzol über die Atemluft auf.

Analytik

Das ifp Institut für Produktqualität bietet die Analytik von Lösemitteln in Lebensmitteln und Verpackungen an. Die Untersuchung erfolgt mittels Headspace-Gaschromatographie mit massenselektivem Detektor (MSD) unter Verwendung eines deuterierten internen Kalibrierstandards.

Das Analysenspektrum umfasst:

  • Aceton
  • Benzol
  • Ethanol
  • Ethylbenzol
  • Hexan
  • Hexanal
  • Isopropanol
  • Methanol
  • 1-Propanol
  • m/p-Xylol
  • o-Xylol
  • Toluol
  • etc.