22.07.2015

Geben Rohrleitungen Bisphenol A ans Trinkwasser ab?

Immer wieder schaffen es nicht nur alte Bleirohre in die Berichterstattung über die Trinkwasserqualität, sondern auch solche Rohrleitungen, in denen Innenverkleidungen mit Kunstharzen eingesetzt wurden. Das Problem: Kunstharze (oder Epoxidharze) enthalten Bisphenol A (BPA), das zu einer Gruppe von Substanzen (endokrine Disruptoren oder Xenohormone) gehört, die prinzipiell hormonähnlich wirken können.

Die Rohrinnenverkleidung mit Kunstharzen ist ein als "Relining" bezeichnetes Sanierungsverfahren, das Schätzungen zufolge seit 1987 in rund 100.000 deutschen Wohnungen zum Einsatz gekommen ist. Insbesondere in Warmwasserleitungen kann BPA durch die Hitze freigesetzt werden. Das Expositionsrisiko lässt sich daher reduzieren, wenn Wasser zum Trinken und Kochen nur aus der Kaltwasserleitung entnommen wird.

Die Euroäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) hält es ausgehend von Tierversuchen für "wahrscheinlich", dass hohe BPA-Konzentrationen Leber und Nieren schädigen können. Ein häufig diskutierter Effekt auf Fortpflanzung und Entwicklung wird hingegen als "weniger wahrscheinlich" eingeschätzt. Gesundheitsschädliche Niedrigdosiseffekte werden intensiv diskutiert, sind aber nach Ansicht des Bundesinstituts für Risikobewertung nicht verlässlich identifiziert. Dennoch hat die EU BPA-haltige Babyflaschen im Jahr 2011 aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes verboten, nachdem Frankreich und Dänemark zuvor auf nationaler Ebene Verbote ausgesprochen hatten.

Übrigens: Auch bei Konserven und Getränkedosen können BPA-haltige Schutzbeschichtungen und Innenauskleidungen vorkommen.